Iiiiiiiiiaaaaaaa!

Erstmals gab es zum Faschingssonntag einen besonderen Gottesdienst in Sausenheim, zu dem sich viele Närrinnen und Narren in der St.-Peterskirche einfanden. Pfarrer Christopher Markutzik hielt als Nonne Hedwig eine Predigt in Reimform und Harry Riffert sorgte mit der passenden Musik dafür, dass die voll besetzte Kirche sang und schunkelte.

Predigt

Ihr liebe Leut und Kirchegäst
Jetzt steh ich hier und weiß net recht
Was denn zu euch sagen soll
Denn die Bibel is heut gar net doll.
Vom Amos kommt des Stückel gleich
Mit Worten schlägt der Windeleich
Die Narren, Hexen und die Jecken
Die sollt man jetzt sofort verstecken
Denn Mussig, Lachen und Geschrei,
dess geht dem Amos auf das…Knie

Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

So keift und spuckt der Kerl nur Galle
Und schimpft mit großen Wortgeschwalle:
„Fürs Feiern, da hät´ er nur Hass“
Da werd sogar ich Nonne blass.
Was macht der da für ein Geplärr
De Pälzer saht, do wird mer äär
Doch halt, Moment, der is Prophet
Vielleicht bin ich´s und ich bin bleed
Fürs Himmelreich wär das echt schlecht
Wär dieser Zwockel noch im Recht
Drum mach ich mich jetzt schnell mal schlau
Als Nonne und als Kirchenfrau

Ich bin´s St. Hedwisch, weit bekannt
In Klöstern und im Kirchenland
Als Nonn´ bin ich zwar hier nicht richtig
Doch ist das heute wirklich wichtig?
Denn Fasching, Fastnacht, Karneval
Feiert man doch dort und überall
Wo Bischofsmütz und Papst regiert
Denn Fasching haben wir kreiert
Mit Lachen, Tanzen und dann Fasten
Das kommt aus unserm Zauberkasten

Der Protestant und auch die –Tantin
Die finden Fasching doch gemeinhin
Und jetzt wird´s hart, ich sag es bloß
Wie unser Zwockel, Prophet Amoos
Ein liederlich und laute Geschrei
Mit Narrenkapp und Wein dabei
Und dann, ich kanns hier leise nuscheln
Will jed unn jeder auswärst kuscheln
Und schnell verfliegt auch die Moral
So spricht schon Amos: Was e Qual

Drum schau ich hier jetzt grad mal runter
Und seh, ihr seid ja alle munter
Eingepackt in bunte Kleider
Dort ist´s zu eng, und da mal weiter
Für Amos wäre das ein Graus
Doch zieht euch jetzt mal noch nicht aus
Will ich sein Wort mal überprüfen
Spricht er vielleicht in Hyroglyphen
Was stört den nur den guten Mann
Was er nur soviel Schimpfen kann?

Was ist so schlimm an ner Verkleidung
Gibt’s nicht vielleicht ne Überschneidung
Mit Predigt, Beten und dem Singen
Tut ja ein Gottesdienst gelingen
Gehörn denn Rede und Musik
Nicht zur ner ähnlichen Rubrik?
Wie ne Kanzel sieht doch aus ne Bütt
Und ob ich sag: wat kütt, dat kütt
Oder ich sprech vom Gottesreich
Ist das nicht irgendwie doch gleich?

Soweit will ich nun doch nicht gehen
Hab in der Bütt zuviel gesehen
Von kleinen und von großen Zoten
Von Witzigem und Anekdoten
Der Unterschied, ich sag es flott
Den macht ganz klar, der Liebe Gott
Der gehört für mich dazu
Fehlt er dabei ist das tabu
Denn über jeden Faschingsscherz
Spricht Gott zu unserm Menschenherz

Jetzt klingts als habe Amos Recht
Die Faschingskirch´, die is wohl schlecht
Drum ernst die Mine, Schluss mim Lachen
Wir sollten das doch richtig machen
Ich hol das Werkzeug und ich flexe
Die Besen und die Hüt´ der Hexe
Denn Dienst für Gott versteht kein Schmunzeln
Als Büßer sollt ihr die Stirne runzeln
Und bückt Euch jetzt, so oft wie nie
Ganz reuig auf die Sünderknie!

Moment, sag ich, und nicht so schnell
Das klingt doch jetzt zu prinzipiell
Denn bei aller Lieb zur Tradition
Störts wirklich Gott und seinen Sohn
Wenn in der schönen Kirchenbank
Das Lachen kommt zum Herren-Dank?
Den Mensch hat Gott gemacht, ihr Leit
Mit Spaß und auch mit Heiterkeit.
Warum sollt man das so beschränken?
Das sollte der Amos mal bedenken!

Und in der Tat, jetzt schaut euch um
Als Grupp´ und Individuum
Ob Hexenhut, ob rote Nase
Mit Ohren von nem Osterhase
Geschminkt, geschmückt und auch verziert
Ein jeder sich mal ausprobiert
Da bin ich mal der Supermann
Der allen zeigt, was ich nur kann
Oder auch mal ne Einhornfee
Die trohnt auf einem Kanapee
Lieg dann auf nem Scheselong
Und sing ganz laut nen Jesus-Song

Das eine schließt nichts andres aus
Denn auch und grad im Gotteshaus
Sind Narr und Närrin sehr willkommen
Denn Gott hat sie schon aufgenommen
So wie´s die Bibel auch schon schrieb
Der Herregott, er hat uns lieb
Das schließt auch ein die Faschingstiere
Und ich hoff jetzt, dass ihr´s kapiere
Vom Mechthild bis zum lieben Klaus
Der liebe Gott schließt niemand aus.

Zusammensein, das ist der Hit
Ist das doch der Gesellschaftskitt
Und das, ihr Leut, ich muss es sagen,
könn wir gebrauchen, in den Tagen
die stürmisch und chaotisch sind
und wo sich, wie ein bockisch´ Kind
der aus Kallstadt spielt sich auf
zu zündeln mit dem Weltenlauf
Das wir dann doch zusammen halten
Das mög´ der liebe Gott hier walten

Mit seinem Rat und seinem Wissen
Mit seinen Tipps für das Gewissen
Hilft Gott, das glaub ich fest
Auch durch des Lebens schwersten Test
Die Taufe uns das widerspiegelt
Den Bund mit uns hat er versiegelt
Und Helene, dass ist klar
Findet Gott ganz wunderbar
Und auch bei uns, ob Frau, ob Mann
Ist Gottes Liebe einfach dran.

Jetzt ist´s ihr Leut, doch eine Frage
Was ich zu dieser Liebe sage
Ich mach jetzt auch kein dummes Zeuch
Ich frag net mich, ich frage Euch!
Wie hältst Du es denn, wenn es dich trifft
Mit Gottes Wort und seiner Schrift?

Sagst du dann laut: bin ich denn blöd?
Die Alte Wort sind mir zu spröd
Zu alt, zu ernst, zu viel Moral
Zu wenig Schwung in nem Choral
Dem Zeitgeist hängt sie hinterher
Mit der Moderne ist´s ihr Schwer
Die Kirche tuts doch nur aus Schein
Sie predigt Wasser, säuft dann Wein
Und dem predigenden Lumbechores
Fehlt´s an viel, vor allem Mores!

Dazu ists dann auch noch zu früh
Am Sonntag, echt, dass macht mir Müh
Die Hoor, die Händ und auch´s Gesicht
Das kriegt doch keiner fein gericht´
Wär´s mittags, so um halber drei
Hey, Hedwisch, da wär isch dabei
Doch muss die Show dann auch noch passen
Sonst würd ich´s eher bleiben lassen
Ich weich dann aus, dass ist kein Drama
Im Fernseh kommt der Dalei Lama!

Auch fehlt mir, dass es blitz und kracht
Wie gestern bei de Fasenacht
Das Ernste ist mir hier zu viel
Zum Seele rein´gen nehm ich doch Pril
Am Schluss muss ich mich selbst verpetzen
Mich mit mir auseinander setzen
Roll mich dann ein wie so ein Igel
Bevor ich seh den Herzensspiegel
Dort blick ich wie so manches ist
Grad bei mir selbst – auch großer Mist

Wär´s dann nicht schön, wär einer da
Der zu Dir sagt, jetzt sei kein Narr
Ich find dich gut, mit all den Meisen
Die Dir in deinem Kopf rumkreisen
Deine Sorgen sind mir wichtig
Nicht nur so, sondern aufrichtig
Der mit Dir weint und dann auch lacht
Der mit dir geht, wenns quietscht und kracht
Wenn´d traurisch bist im tiefsten Tal
Genauso wie an Karneval?

Sein Wunsch für sich dabei ist klein
Sollst zu ihm einfach nur ehrlich sein
Und offen, mit dem Herzen weit
Nimm dir für ihn ein bisschen Zeit
Denk nicht, dass er dich dann verführt
Spür´s vielmehr und sei berührt
Von Gottes eig´ner Heiligkeit
Denn die gibt’s auch in unserer Zeit
Find´s raus, ich sag´s das strengt nicht an
Ob Gott dich nicht verändern kann.

Um diese offne Ehrlichkeit
Ringt Amos schon seit Ewigkeit
Denn der Prophet mit sei´m Gezeter
Kämpft da ganz fest um jeden Meter
Zwar sind die Worte dabei scharf,
doch geht´s um eins und das is LOVE
die wird von Gott jetzt eingeschenkt
da ist man doch nicht abgelenkt.
Das ist sein Wunsch, dass etwas bliebe
Von Gottes toller Nächstenliebe

Denn die ist spitze, unvergleichlich
Und von ihr gibt’s mehr als reichlich
Und die ist da für alle Leut
Ob mit, ob ohne Kostüm heut
Nur ist sie, eine kleine Bürde
Für Amos ganz schön voll mit Würde
Er fordert hier just eins: Respekt
Weil Gott mit seinem Geist drinsteckt.
Das tut er dann recht rabiat.
Für mich als Nonne ein Spagat

Weiß ich doch was der Amos meint,
für ihn es manchmal so erscheint
als stünd´ der Menschen Tun und Sein
Unter der dem Stern: das ist jetzt mein!
Doch andrerseits, schau ich euch an
Ich davon nichts erkennen kann
Euch gehts um Gott, die Tauf, ein bisschen Lachen
Die Herzen weit und offen machen.
Mit Schmunzeln und mit Frömmigkeit
Humor trennt nicht von Heiligkeit

Gemeinsam sind sie angetreten
Um zu Verbinden: Lachen Beten
Wie uns zum Singen fiel schon ein
Ein Gottesdienst soll fröhlich sein
Doch in der Mitte, ganz mit Gewähr
Steht Gott, ihm gebührt die ganze Ehr´
Denn er hat uns ja so gemacht.
Fürs Knottrich sein und Fasenacht
Als Mädcher, Buuhscher das ist klar,
Sind wir auf seiner Welt der Star

Drum will ich jetzt mal widersprechen
Dem Amos und seim Kehrbes´rechen (Kehr-Besen Rechen)
Gott loben, beten und ihm danken
Das geht lebendig, ohne Schranken
Ob verkleidet oder naggisch
Ob mit Schwabbel oder knackisch
Ob mit Fastnachtsruf und mit ner Thuja
Oder mit Gebet und Hallelujah
Ist´s ernst gemeint, von ganzem Herz
Lacht auch der Himmel das ist kein Scherz.

Drum liebe Kirchenleut und Narrhalesen
Ist´s jetzt mit meinen Wort gewesen.
Seid fröhlich – das sagte einst der Paulus mal
Und meinte das ganz ohne Qual
Verband er jenes Wort doch auch
mit dem Gebet, nem alten Brauch.
Sprecht mit Gott, ich lad Euch ein,
für niemand wird’s ein Fehler sein.

Und seid recht lustig, wild und froh
Weil ich mir denk´, s gehört sich so.
Denn Lachen und die Heiligkeit.
Die sind in Sausrum weit verbreit.
Der Segen Gottes ist dabei,
den gibt’s hier gratis, der ist frei.

Mit Amen endet mein Blah Blah.
Nein, heut ist Fasching – ich sag II – AHH
Und der Friede Gottes…Amen