MITT-WOCH MIT-GOTT #04 vom 15. April 2020
Leider ist unser Ansteck-Mikrofon ausgefallen, daher kommt hier noch einmal der Text:
Hallo zum MITTWOCH Mit Gott aus der kleinen Kreuzkirche in Neuleiningen! Die Kreuzkirche ist die kleinste unserer Kirchen hier in der Kirchenregion Grünstadt und ich habe sie ausgesucht, weil sie für mich vor allem für eins im Leiningerland steht – für die Ökumene. Denn Neuleiningen ist für die protestantische Seite sowas wie die Kernzelle der so guten Zusammenarbeit zwischen unserer und der katholischen Kirche, schon lange, bevor es uns als protestantische Kirchenregion überhaupt gab. Wie immer hängt dies an Menschen, die sich dafür einsetzen. Und das schon seit vielen Jahren. Denn trotz aller Unterschiede und Prägungen, die wir in unserer jeweiligen Konfession gelernt und mitbekommen haben, wächst doch immer mehr das Gefühl, dass wir zusammengehören. Weil wir an den einen Gott glauben dürfen; weil wir durch den einen Heiligen Geist im hier und jetzt begleitet werden und weil wir durch die Auferstehung des einen Christus unseren Ursprung als Gemeinden haben. Hier in Neuleiningen, aber auch in Sausenheim, haben das die Menschen der Gemeinde gespürt; und uns Hauptamtliche hat man da dann einfach irgendwann ins Boot geholt. Und dann ist es gewachsen, in die ganze Region hinein – dieses Gefühl, dass wir doch mehr zusammengehören, als das wir pedantisch darauf achten, was uns voneinander trennt. Seitdem gibt es viele Begegnungen, Andachten und Gottesdienste die verbinden. Auch jetzt, in dieser Corona-Zeit, zeigt sich, wie gut es ist, zusammenzustehen. Gemeinsam wollen wir füreinander in den Gemeinden da sein – angefangen von den täglichen Hör-Andachten bis hin zur Unterstützung des Helfer-Netzwerks in der Region, dass wir mit auf den Weg gebracht haben. Eine der ersten Aktion, die man sichtbar als eine Verbindung sehen konnte, war die Gestaltung der Osterkerzen, die wir jedes Jahr in vielen unserer Kirchen hier im Leiningerland aufstellen. Gemeinsam suchen Vertreterinnen aus den Ortsgemeinden die mitmachen, im Januar ein Motiv aus und bald darauf trifft man sich, um dann die Kerzen fertig zu stellen. Dazu braucht es ruhige Hände und kreative Köpfe, ein Grund, warum ich da besser nicht mitmache. Es geht aber nicht nur darum, was gefällt. Sondern auch um das, was diese Motive der Osterkerzen erzählen. Und auch wenn man im Januar 2020 noch nicht vor Augen hatte, was auf uns um Oster herum zukommen wird, finde ich mich – und auch uns – in diesem Kerzenbild wieder. Es zeigt eine Weltkugel. Von unten her aufgebaut, die Farbe der Erde, das grün der Pflanzen, das blau des Wassers, gelb und orange die bunten und schönen Farben aller Dinge auf der Erde. Es ist eine schöne Farbkombination, in der viel von Gottes bunter Schöpfung und dieser unglaublichen Vielfalt dargestellt ist. Wenn man aber genau hinsieht, ist dieser Erdball aus den Fugen geraten. Gottes bunte Schöpfung ist verschoben. Es passt nicht mehr alles zueinander. Mein Kollege Rüdiger Schellhaas-Eberle, der jedes Jahr eine kleine Mediation zum Osterkerzenmotiv schreibt, sieht darin ein Symbol für die Störung der göttlichen Ordnung. U Und der Gedanke ist leicht nachvollziehbar: Die Welt ist voller Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung. Die Natur wird zerstört und nicht wertgeschätzt. Nationaler Egoismus hat nicht nur in Europa wieder Fuß gefasst, sondern er breitet sich in der Welt aus. Mit kaum absehbaren Folgen. Ungerechtigkeit gibt es an allen Ecken und Enden, doch die kann man allzu leicht unter der Gleichgültigkeit der anderen verstecken. Und dann kommt jetzt noch der Corona-Virus dazu. Wer hätte gedacht, dass so etwas Winziges die ganze Welt ergreifen kann und dabei die Kraft hat, so viele gesundheitlich zu bedrohen und ganze Gesellschaften auf die Probe zu stellen. Da stimmt das Bild – die schöne bunte Welt ist total verschoben. Kein fröhliches Bild der Realität. Doch die Kerze erzählt noch mehr. Denn über der verschobenen Welt steht das Kreuz. Als Symbol für Christus, der diese verschobene Welt nicht alleine lässt. In seiner Auferstehung hat er gezeigt, wie wertvoll, wie wichtig ihm unsere Welt ist. Und seine Liebe zu dieser Welt, seine Liebe zu uns, sie kennt keine Grenzen. Er will, dass unsere Welt in Frieden lebt und dass das Miteinander der Menschen funktioniert. In Achtung und Wertschätzung, in Mitgefühl und Hilfe, ja in diesem so kirchlich geprägten Begriff der Nächstenliebe. Dafür steht Christus, der Auferstandene. Sein Weg zu einer wieder in die Fuge geschobener Welt ist aber kein direktiver, also kein verordneter. Sondern es ist einer, der leise kommt. Sanft. Mit einem Flügelschlag und nicht mit Pauken und Trompeten. Christus will überzeugen. Das Liebe das Fundament ist, auf dem sich die gelingende Welt aufbaut. Und nicht Druck und Machtgebaren. Und dafür steht das kleine Symbol an der Seite. Die Taube. Manche kennen sie als Symbol für den Frieden, anderen ist sie aus der Erzählung der Arche Noah in Erinnerung. Als die Taube über die Erde fliegt und mit einem Zweig im Schnabel zurückkommt. Das war der erste Tag des Neuanfangs für die Erde. Deshalb ist die Osterkerze für mich in diesem Jahr auch ein Symbol, dass auch wir neu anfangen müssen. Weil die Welt durch so vieles verschoben wurde. Aber eben auch weil Corona uns alle zusätzlich noch einmal durchgeschüttelt hat. Mit allen Ängsten, die dazugehören. Deshalb hoffe und bete ich, dass uns der Wieder-Start nach Corona gelingen wird. Das wir unsere Solidarität miteinander nicht verlieren. Dass wir es schaffen, nicht ängstlich und abwehrend über die Straßen und Plätze zu gehen, sondern wir zusammenstehen können. Das wir die hektische Unfreundlichkeit in den Geschäften wieder ablegen können und uns stattdessen wieder zulächeln. Dass wir selbst etwas dazu beitragen können, die Fugen wieder gerade zu schieben. Das Christus uns dabei den Rücken stärkt, daran glaube ich fest. Denn er – so sieht man es auch auf der Kerze – er steht über der Welt. Und mit seiner Liebe in Herz und Hirn können wir das schaffen. So wie es damals die Katholiken und Protestanten geschafft haben, als sie einfach angefangen haben, die trennende Fuge gerade zu schieben und Ökumene zu leben. Auch hier, in der kleinen Kreuzkirche in Neuleiningen.
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